Nur noch die Kegelbahn muss weg

Bomlitzer Schützen ziehen im ersten Quartal 2018 in den Keller des Dorfgemeinschaftshauses ein. BOMLITZ. Als das Bomlitzer Dorfgemeinschaftshaus im Jahr 1964 eröffnet wurde, war es landesweit ein besonderes Projekt – nicht nur wegen seines damalig hohen Preises in Höhe von 1,3 Millionen D-Mark:

Kegelbahn im Keller des Dorfgemeinschaftshauses

Entstanden waren ein Gemeinschaftsraum für rund 100 Personen, ein öffentliches Wannenbad mit Sauna, eine Gemeindeschwesternstation, eine große Gemeindebücherei für etwa 8000 Bücher und eine Gefrieranlage als „Gemeinschaftskühlschrank“ mit 116 zu vermietenden Fächern. Und eine Doppelkegelbahn.

Vieles ist seitdem passiert, vor allem Sparzwänge haben dazu geführt, dass sich das Gebäude in der Ortsmitte heute anders präsentiert. Die Sauna betreibt ein Verein, die Gefrieranlage gibt es schon lange nicht mehr. Und auch sonst sind Bereiche vermietet. Die frühere Hausmeisterwohnung etwa, oder der große Dachboden, auf dem nun eine Physiotherapie-Praxis betrieben wird. Die Kegelbahn im Keller indes gibt es noch, doch auch ihre Tage sind gezählt.

Vermutlich Anfang des Jahres wird der Schützenverein in den Keller einziehen – nicht, um zu kegeln, sondern um dort nach einem Umbau Schießsport zu betreiben. „Angedachtes Ziel für den Umzug ist der 1. April“, sagt der Schützenvereinsvorsitzende Marius Lehnhardt. Doch vorher muss die Kegelbahn abgebaut werden – und da setzt die Gemeinde unter anderem aufs Internet. Auf einem Kleinanzeigenmarkt findet sich das gute Stück, 500 Euro soll es Kosten bei Selbstabbau. Ursprünglicher Wert der voll funktionsfähigen Anlage: 14.000 Euro. Ansonsten bietet der Keller wohl beste Voraussetzungen für den Schießsport. Ein Gesellschaftsraum ist vorhanden, ebenso sanitäre Einrichtungen. „Vor allem ist es da trocken und warm“, sagt Schützenvereinsvorsitzender Lehnhardt. Denn das bisherige Domizil, eine Liegenschaft am Rande des Waldgebietes Wisselshorst, ist so ziemlich das Gegenteil davon. „Die Heizkosten dort fressen uns auf“, sagt Lehnhardt, „3000 Euro im Jahr kommen da zusammen.“ Für den Bomlitzer Schützenverein mit seinen etwa 80 Mitgliedern ist diese Kostenbelastung kaum noch zu stemmen. „Und im Jahr 2020 müssten wir ohnehin das Gebäude verlassen“, erklärt der Vorsitzende. Die Landesforsten, in dessen Besitz das marode Gebäude ist, haben den Schützen gekündigt. Gänzlich unumstritten war der Umzug unter den Vereinsmitgliedern trotzdem nicht, nun aber blicken sie in eine gemeinsame Zukunft. „Wir hoffen, dass wir in der Ortsmitte auch mehr wahr genommen werden“, sagt Lehnhardt, auf dessen Verein in den kommenden Monaten noch viel Handarbeit zukommt. Drei Schießbahnen sollen entstehen, eine Mauer soll neu gesetzt werden, um den Schießbetrieb vom Vorbereitungsraum zu trennen . Insgesamt entsteht ein langer Schlauch: erst die Geselligkeit, dann die Vorbereitung, schließlich die Sportanlage mit kleinem Raum für den Sportwart. Womöglich ist der Umzug nur ein erster Schritt. Die Gemeindeverwaltung kann sich zudem gut vorstellen, dass die Schützen irgendwann auch den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss mitbewirtschaften.Doch das ist Zukunftsmusik in dem Dorfgemeinschaftshaus, das weiter im Wandel ist.
Bericht: Jens Reinbold
Walsroder Zeitung vom 8.Jannuar 2018