
"Sinnvolle Kommunalpolitik besteht nicht nur aus Ratsarbeit", waren sich die SPD-Vertreterinnen und -vertreter einig. Und daher benötige man auch Zeit, sich neben der Ratsarbeit im Ort einzubringen, ehrenamtlich in Vereinen Aufgaben zu übernehmen und seine Zeit nicht nur in Sitzungen zu verbringen. "Daher haben wir die Lasten in der Fraktion anders aufgeteilt, damit jede und jeder von uns auch seinen Schwerpunkten im Ort nachgehen kann."
Das alles unter einen Hut zu bekommen, sei nicht einfach: "Da haben manche von uns durch die ehrenamtliche Arbeit einen zusätzlichen Halbtagsjob neben Beruf und Familie, die nicht auf der Strecke bleiben dürfen." Mit der neuen Aufteilung sei man in der SPD-Fraktion nun breiter aufgestellt, sagt der neue Fraktionsvorsitzende Raphael Bigus. "Denn die ehrenamtliche Arbeit im Ort ist für uns die Basis, um Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger zu sein. Und das ist wichtig für uns."
Walsroder Zeitung vom 30.06.2015: „Ein ganz normaler Vorgang“. Ein Jahr vor den Kommunalwahlen wechselt die komplette Spitze der SPD-Fraktion.
Wenn in einem Team ein Jahr vor dem großen Championat das Trainer-Trio ausgewechselt wird, scheint es sportlich nicht gut zu laufen. Meistens „erreicht der Trainer die Mannschaft nicht mehr“, heißt es dann. Ein Jahr vor den Kommunalwahlen wurde die Fraktionsspitze der SPD in Bomlitz – immerhin die fast alleinschaltende und -waltende Mehrheitspartei am Ratstisch – komplett durchgetauscht. Neuer Fraktionschef ist Raphael Bigus, Stellvertreterinnen sind die stellvertretende Bürgermeisterin Vera Kremer sowie Anika Welke.
Der bisherige Fraktionssprecher Torsten Kleiber und dessen Stellvertreter Andreas Glück und Sebastian Zinke sind zurückgetreten. Entgegen anderslautenden Gerüchten, wonach es in der Fraktion, an der Spitze der Fraktion und im Verhältnis zum (SPD-)Bürgermeister Michael Lebid ordentlich „gekracht“ haben soll, sehen sowohl die alten Fraktionsvorstände als auch die neuen in dem Wechsel „einen ganz normalen Vorgang“, der vor allem der Tatsache geschuldet sei, dass „Sebastian Zinke, Andreas Glück und ich beruflich dramatisch eingespannt sind“, so Torsten Kleiber. Er, Zinke und auch Bürgermeister Michael Lebid wissen nichts von „Krach“, „Ärger “ oder „Streit“ – im Gegenteil. „Wir sind nicht nur Parteifreunde, sondern echte Freunde. Es ist normal, dass man nicht immer einer Meinung ist, aber Streit oder gar Zerwürfnisse gibt es zwischen uns nicht“, so der Bürgermeister, der allerdings auch immer wieder deutlich macht, dass „dieser Personalwechsel eine Angelegenheit der Partei beziehungsweise Fraktion“ sei, er selbst vertrete keine Fraktion, „und ich stimme auch mal gegen die SPD“.
Die erhebliche berufliche Auslastung der bisherigen Fraktionsvorstände sei der Anlass dafür gewesen, die Arbeit neu zu verteilen. „Denn neben unseren Berufen, der Kommunalpolitik und der Ratsarbeit sind wir drei auch noch an anderen Stellen ehrenamtlich aktiv“, so Kleiber, er selbst sei häufig damit beschäftigt gewesen, „Vertretungen zu organisieren“. Auf Streit mit Michael Lebid angesprochen, als dessen Nachfolger er gehandelt wurde, als der amtierende Bürgermeister vor zwei Jahren für den Landtag kandidierte, dementiert Kleiber deutlich. „Ich weiß nicht, aus welcher Ecke diese Gerüchte kommen. Aber außer gelegentlich anderer Meinung gibt es keinen Streit zwischen Michael und mir. Ohne Übertreibung sage ich, Michael Lebid ist der beste Bomlitzer Bürgermeister, den ich mir vorstellen kann. Außerdem ist der Bürgermeister nicht dazu da, uns Gefallen zu tun.“
Die starke berufliche Auslastung betreffe auch Sebastian Zinke als persönlichen Referenten der SPD-Landtagsfraktions-Vorsitzenden Johanne Modder und den Betriebsrat Andreas Glück. „Der neue Vorsitzende braucht ein Team vor Ort, nicht jemand, der irgendwo auf der Autobahn im Stau steht“, so Sebastian Zinke auf WZ-Nachfrage. „Wir haben einen Weg gefunden, die Aufgaben neu zu verteilen. Ernsthaften Streit hat es nie gegeben.“
Und auch Torsten Kleiber bekräftigt, dass die Wahlen zum Fraktionsvorstand ohne „Nebengeräusche“ vonstatten gegangen seien, „das erkennt man doch auch daran, dass keiner aus der Fraktion ausgetreten ist“.