Kosten des Waldbads in der Region teilen?

Auch wenn die Hälfte der Gäste des Waldbads aus Walsrode und Bad Fallingbostel kommen, trägt nur die Gemeinde Bomlitz das finanzielle Defizit von ca. 350.000 EUR. Die anderen Kommunen können allerdings auch nicht einfach eine andere Kommune direkt aus ihrem eigenen Haushalt unterstützen. Man wird Konstruktionen finden müssen, mit denen sich die anderen beiden Städte finanziell am Waldbad beteiligen können - wenn sie denn wollen. Das wird einmal mehr zu besprechen sein.

Walsroder Zeitung vom 06.03.2015: Trotz Finanzkrise: Waldbad öffnet auch 2015. Höhere Eintrittspreise, verkürzte Öffnungszeiten: Die Gemeinde Bomlitz versucht alles zur Rettung des Bades.

Verwaltung und Rat der Gemeinde Bomlitz haben derzeit den Auftrag, mit zwei Händen elf Löcher gleichzeitig zuzuhalten: Jedenfalls taugt dieser Vergleich, wenn es darum geht, die Finanzlöcher in der einst wohlhabenden Industriegemeinde zu stopfen. Der Haushalt 2015 weist ein Defizit von 2,6 Millionen Euro aus, doch den kompletten „Kahlschlag“ soll es nach Willen von Politik und Verwaltung nicht geben. So verhält es sich auch bezüglich des Waldbades, das 2014 mit 350.000 Euro eines der größeren Löcher im Haushalt aufgerissen hat. Dennoch: Das Waldbad, das in der Region beliebteste Freibad, wird auch 2015 seine Türen öffnen – wenn auch zu geänderten Konditionen.

Das Bomlitzer Waldbad ist – wenn man so will – ein nettes Erinnerungsstück an die Zeiten, als Bomlitz im Geld schwamm. So manche Teenagerliebe entstand dort auf dem 40.000 Quadratmeter großen Areal, viele Bomlitzer, aber auch Walsroder und Bad Fallingbosteler lernten dort in den Becken das Schwimmen. Doch nicht nur aus nostalgischen Gründen wollen es die Bomlitzer nicht leichtfertig schließen, denn es ist kein Geheimnis: Öffnen sich die Türen für eine Saison nicht, werden sie höchstwahrscheinlich nie wieder geöffnet.

Deshalb drehen die Verantwortlichen an allerhand Stellschrauben. Da sind zunächst die Öffnungszeiten: Die Saison 2015 beginnt am 15. Mai und endet am 5. September. Zum Vergleich: Die Waldbadsaison 2014 begann am 3. Mai und endete am 14. September. Das sind drei Wochen mehr als in der kommenden Badesaison. In der Zeit 15. Mai bis 22. Juli bleibt zudem das Bad montags – bis auf Pfingstmontag (25. Mai) – geschlossen. Dass das Bad 2015 jeweils erst um 12 Uhr Einlass gewährt, dürfte vor allem ein Klientel bedauern: die sogenannten Frühschwimmer, die morgens ihre Bahnen ziehen. Vom 23. Juli bis zum 5. September hat das Waldbad sieben Tage die Woche geöffnet. Immerhin: Für Schulklassen besteht an zwei Tagen in der Woche die Möglichkeit, Schwimmunterricht im Waldbald zu erteilen. Auch Kindergartengruppen erhalten morgens Zugang. Die zweite Stellschraube, an der die Verantwortlichen drehen, sind (fast zwangsläufig) die Eintrittspreise. Erwachsene zahlen künftig vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre zwei Euro. Das sind im Vergleich zu den Saisonkarten leichte Verteuerungen: Erwachsene müssen als Jahreseintritt künftig 120 Euro berappen, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre 50 Euro, während die Familiendauerkarte künftig mit 170 Euro zu Buche schlägt.

Der Bomlitzer Bürgermeister Michael Lebid macht keinen Hehl daraus, dass er vor allem bei den Öffnungszeiten noch ein Stück weiter gegangen wäre. „Unser Einsparziel sind 40.000 bis 50.000 Euro“, sagt er, „ob wir das mit diesen Maßnahmen erreichen, müssen wir abwarten.“ Gleichwohl kennt er die Ausgangslage seiner Kommune genau. „Es wird jedes Jahr schwieriger, das Bad zu halten“, sagt Lebid, „wir können nur versuchen, das Defizit zu verringern.“

Eine Schließung wäre wohl auch aus Sicht der Region ein herber Schlag: Mehr als die Hälfte der Besucher, so haben es Befragungen 2012 ergeben, kommen aus Bad Fallingbostel und Walsrode nach Bomlitz zum Schwimmen. Ohnehin wirkt das Bad vor allem bei warmer Witterung als Magnet. 1981 wurde es eröffnet, und bereits ein Jahr später gab es ein Allzeitrekord, was die Gästezahlen angeht: 1982 besuchten 114.240 Menschen die Attraktion am Rand der Eibia. Im vergangenen Jahr haben 69.000 Menschen das Waldbad besucht – ein ordentlicher Wert, legt man die vergangenen Jahre zugrunde. Die Bestmarke der vergangenen zehn Jahre stammt aus 2010: Seinerzeit tobten 80.338 Badelustige in den Bomlitzer Fluten.

 

Es geht um die Region. WZ-Kommentar von Jens Reinbold

350.000 Euro hat der Betrieb des Waldbades die Bomlitzer Kommune im vergangenen Jahr gekostet, 2,6 Millionen fehlen im laufenden Haushalt der Gemeinde. Betrachtet man diese Zahlen ganz nüchtern, dann sprechen sie eindeutig für eine Schließung des Waldbades. Mit den freiwerdenden Mitteln könnte sich die Gemeinde ein wenig Spielraum erhalten, um Kürzungen etwa im Bereich der Sozialarbeit erträglicher zu gestalten. Doch so einfach machen es sich die Verantwortlichen (glücklicherweise) nicht. Denn auch das Waldbad hat einen gesellschaftlichen Nutzen: Es bietet für Sportvereine die einzige 50-Meter-Wettkampfbahn im Südkreis, jeden Sommer lernen Kinder dort im Rahmen des Schulunterrichts oder in Kursen das Schwimmen. Und es ist ein Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und Familien. Das ist auch Sozialarbeit, die längst nicht nur Einwohner der Industriegemeinde in Anspruch nehmen: Fast 40 Prozent der Gäste kommen aus Walsrode, das trotz Mittelzentrumstatus' kein Freibad unterhält. Und wenn in fünf Jahren das Bad Fallingbosteler Liethbad schließt, dürfte auch die Gästeschar aus der Kreisstadt noch einmal spürbar ansteigen . Dass es 2020 das Bomlitzer Waldbad noch geben wird, ist unter den derzeitigen Konstellationen allerdings eher unwahrscheinlich. Ganz alleine – so viel steht fest – wird Bomlitz den Badbetrieb künftig nicht mehr stemmen können. Bleiben die Rahmenbedingungen wie gehabt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Vogelparkregion in fünf Jahren komplett ohne Freibad dasteht. Das wäre fatal – nicht nur im Hinblick auf den Tourismus. Die Erhaltung des Waldbades ist deshalb keine rein Bomlitzer Angelegenheit. Es geht um die Attraktivität der Region, die für sich entscheiden muss, ob sie ein herrliches Angebot wie das Waldbad langsam sterben lassen will oder nicht. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um sich noch einmal an einen Tisch zu setzen und nach einer Lösung zu suchen. Sonst schließt das Bad am 5. September 2015 vielleicht schon die Türen für immer.