
Walsroder Zeitung vom 07.11.2014: „Eigentlich gar keine Gemeinsamkeiten“. Zusammenarbeit in der Vogelparkregion? Bomlitzer Bürgermeister Lebid sieht dafür keine Grundlage mehr.
Es war eigentlich nur eine Formalie, wie sie in Kommunen alle Jahre wieder ansteht: Zur Verlängerung von Konzessionsverträgen trafen sich der Bomlitzer Bürgermeister Michael Lebid und Bernd Heckmann von der Avacon im Rathaus, um die Unterschriften unter die Schriftstücke zu setzen. Als die Tinte noch nicht ganz trocken war, holte Lebid dann aber noch einmal zum Rundumschlag aus. Addressat waren nicht nur die Stadtwerke Böhmetal, sondern auch die Verantwortlichen in den Nachbarkommunen Walsrode und Fallingbostel. „Das Ende der Zusammenarbeit“ kündigte Lebid an, „denn profitiert haben bislang immer nur die anderen.“
Dass die Avacon über weitere 20 Jahre die Nutzung der Wegerechte für die Betreuung des Gas- und Stromnetzes in der Gemeinde Bomlitz erhält, geriet schnell zur Nebensache. Ein Unternehmen, das sich auf die Ausschreibung vor vier Jahren ebenfalls beworben hatte, rückte in den Mittelpunkt: die Stadtwerke Böhmetal, deren Gesellschafter die Städte Walsrode und Bad Fallingbostel sind. Auch Bomlitz sollte anlässlich der Konzessionsneuvergabe in den Kreis der Gesellschafter aufrücken, „ab er man wollte uns als Partner nicht dabei haben“, sagt Lebid im Rückblick auf die vergangenen Jahre mit zähen Verhandlungen. Der Bürgermeister lässt durchblicken, dass seine Gemeinde womöglich lediglich als Faustpfand genutzt wurde.
Das erste Angebot der Stadtwerke sei „definitiv eine Unverschämtheit“ gewesen, erklärt Lebid, vor knapp einem Jahr jedoch sei ein Weg gefunden worden, „wir waren uns einig“, erklärt Lebid. „Dann kamen jedoch immer wieder neue Forderungen der Stadtwerke, bis wir letztlich eine E-Mail erhielten, dass die Stadtwerke aus wirtschaftlichen Gründen nicht zur Verfügung stehen.“ Wenige Tage später dann las Lebid in der WZ, dass die Stadtwerke der Avacon deren 19,9 prozentige Beteiligung an den Stadtwerken abkaufen werden. Ob die Gemeinde Bomlitz als Verhandlungsmasse zwischen der Avacon und den Stadtwerken genutzt worden ist? „Fakt ist: Seitdem hat sich niemand mehr bei uns gemeldet. Weder die Stadtwerke noch die Verantwortlichen aus Walsrode und Bad Fallingbostel“, sagt Lebid.
„Wir haben in der Zusammenarbeit zwischen den drei Kommunen nun insgesamt eine andere Geschäftsgrundlage“, sagt der Bomlitzer Bürgermeister in Richtung der Nachbarn und legt noch nach: „Unsere Zusammenarbeit beschränkt sich lediglich darauf, Drittmittel zu erhalten“, beschreibt Lebid seine Sicht auf den Status als „Vogelparkregion“, „da schreiben wir hinein, was für eine tolle Region wir sind, aber es gibt keine inhaltliche Zusammenarbeit, keine gemeinsamen Ziele. Eigentlich“, sagt Lebid, „gib es gar keine Gemeinsamkeiten.“
Ganz im Gegenteil, findet Lebid: „Bisher haben von einer Zusammenarbeit immer nur die beiden anderen Kommunen profitiert, wo waren bislang die Vorteile für die Gemeinde Bomlitz?“, fragt er und schickt noch eine „Gruß“ in Richtung Walsrode hinterher, wo sich große Teile des Rates für eine IGS starkmachen. „Jetzt wollen sie unseren Schulstandort zertrümmern“, folgert Lebid aus den IGS-Bestrebungen. Der Bomlitzer Bürgermeister werde den Gesprächsfaden von sich aus nicht mehr aufnehmen, „wer will mir diesbezüglich mit welchen Argumenten kommen? “, fragt er – wohlwissend, dass beide Nachbarkommunen seit kurzem neue Bürgermeisterinnen haben. Ob mit den neuen Köpfen nicht doch noch eine fruchtbare Zusammenarbeit auf verschiedenen Feldern möglich sei? Dem Bürgermeister fehlt daran der Glaube, „Es ist eher ein Minenfeld“, sagt Lebid.