Lebid auf Podiumsdiskussion: „Bomlitz ist Herzenssache“

Bürgermeister Michael Lebid hat auf der Podiumsdiskussion der Walsroder Zeitung zur Bürgermeisterwahl seine Positionen zur Bomlitzer Kommunalpolitik erläutert. Entspannt und sachkundig bekam er dabei für sich und seine Vorstellungen viel Sympathie und Zustimmung von den ca. 150 Gästen, wie der häufige Applaus zeigte. Aus dem Publikum gefragt konnte er unter anderem berichten, dass das Problem Ärzteversorgung gelöst sei. Am 01. Juli wird die Praxisübergabe in Benefeld stattfinden.

Walsroder Zeitung vom 16.05.2014:
Wer bringt Bomlitz am besten voran? WZ-Podiumsdiskussion: Drei sehr unterschiedliche Kandidaten mit drei sehr unterschiedlichen Vorstellungen

Die Bürger der Gemeinde Bomlitz haben am 25. Mai die Wahl zwischen gleich drei Bewerbern für die Verwaltungsspitze: Amtsinhaber Michael Lebid (SPD) ist seit 16 Jahren Bürgermeister und möchte es auch bleiben, weil es seiner Meinung nach noch vieles anzupacken und fortzuführen gilt. Ratsherr und Ortsvorsteher Ulrich Brandt aus Jarlingen will als parteiloser und unabhängiger Kandidat den Überraschungseffekt seiner relativ spontanen Kandidatur nutzen und offene Demokratie wagen. Und Dr. Kathrin Wrobel als CDU-Kandidatin macht die Arbeit als Bürgermeisterin in Häuslingen so viel Spaß, dass es sie nun auch ins Hauptamt zieht. Drei sehr unterschiedliche Bewerber, drei zum Teil sehr unterschiedliche Vorstellungen – das wurde bei der Podiumsdiskussion der Walsroder Zeitung gestern Abend sehr deutlich.

Die Themen sind in der Industriegemeinde so vielfältig wie die Menschen selbst. Doch einig sind sich die meisten beim Thema Geld: Das sollte zusammengehalten und nur sinnvoll ausgegeben werden, waren Zuhörer und Kandidaten einer Meinung. Doch was ist sinnvoll? Wie kann es vorangehen angesichts der steten Abhängigkeit von den Gewerbesteuereinnahmen? Ist Bomlitz zu sozial oder zu verschwenderisch? Zu eigenbrötlerisch oder an kommunaler Zusammenarbeit interessiert? Zu diesen und weiteren Themen fühlten Moderator Rolf Hillmann, stellvertretender WZ-Redaktionsleiter, aber auch viele Bürger den Bewerbern auf den Zahn.

Vom „Shangri-La der Gemeinde hineingepurzelt in die harte Realität“, formulierte es Dr. Kathrin Wrobel auf die Frage, an welcher Stelle der Amtsinhaber und die Ratsmehrheit in der Vergangenheit Fehler gemacht haben. „Es ist nicht mehr genug Geld da, man muss sehen, wo man sparen kann. Wir dürfen den jungen Leuten hier keinen Schuldenturm hinterlassen“, plädierte sie für einen strukturierten Rotstift, anstatt das Geld in Projekte wie Rathaus oder Bauhof zu stecken. Das Kirchturmdenken habe zu hohen Kosten geführt, mahnte sie mehr Zusammenarbeit über Gemeinde- und auch über Parteigrenzen hinweg an.

Bürgermeister Michael Lebid konterte: „Heiße Luft ist sicherlich noch kein frischer Wind, und mir wird jeder verzeihen, wenn ich ein anderes Bild von unserem Ort habe“, reagierte er auf die Bemerkungen seiner Vorrednerin einschließlich zur Optik der Bomlitzer Ortsmitte. „Wir haben keinen Luxus geschaffen, sondern einen Ort zum Leben“ – mit flexiblen Kita-Zeiten, günstigem Bauland, Sozialarbeit und Hilfe für alle, die sie benötigten beispielsweise. Es sei weitaus mehr investiert worden, als in Bauhof und Rathaus. „Und der Kirchturm steht nicht in Bomlitz“, bewertete er die kommunale Zusammenarbeit.

Ulrich Brandt kritisierte wie seine Mitbewerberin vor allem das fehlende Konzept für die finanzielle Zukunft des Ortes. In vier bis sechs Jahren, so nach seinen Schätzungen, könnte die Pro-Kopf-Verschuldung bei 2000 Euro pro Einwohner liegen, also insgesamt bei 14 bis 16 Millionen Euro.

Das Bomlitzer Waldbad war ein weiteres Schlagwort. Und während Dr. Kathrin Wrobel und Ulrich Brandt einstimmig eine Existenzgarantie für die Einrichtung abgaben, tat sich Michael Lebid sichtlich schwerer damit – eben angesichts der finanziellen Lage. „Wir werden alles tun, damit das Waldbad erhalten bleibt, aber ich gebe keine Garantie ab, auch hier nicht.“

Auch die Kooperation und das in der Vergangenheit mehrfach bekundete Interesse des Industrieparks, sich an der Infrastruktur zu beteiligen, gerade weil er seine Gewerbesteuern nicht vor Ort zahlt, werteten die drei Kandidaten unterschiedlich: Während Ulrich Brandt vor allem auf Unterstützung des Städte- und Gemeindebundes setzt, nannten Dr. Kathrin Wrobel und Michael Lebid das Verhältnis zum Industriepark zwar gut und wollen das auch finanziell einfordern (Wrobel). Doch ob es mehr als ein hehres Ziel sei, bleibe fraglich (Lebid).

Breitbandausbau, gemeindeeigene Immobilien, Kriminalität, Wirtschaft und Ärzteversorgung waren weitere Themen. So erläuterte Lebid ein entsprechendes Konzept der noch praktizierenden und benachbarten Hausärzte mit angestellten Ärzten im Mittelpunkt. Seine Herausforderin blieb skeptischer und forderte darüber hinaus Konzepte, zum Beispiel Bustransporte zu Fachärzten. Selbst persönliche Fragen ließen sich die Bewerber gefallen, etwa zu Lebids gescheiterter Wahl als SPD-Landtagskandidat, zu Dr. Wrobels möglichen Umzugsplänen von Häuslingen nach Bomlitz, oder zum fehlenden „A“ in Brandts Wahlslogan „Von B bis Z – von Brandt bis Zukunft“.

Und warum sollte man sie also am Ende wählen? „Weil ich für Tempo und Ideen stehe“, schloss Ulrich Brandt mit dem „Großraum Böhmetal“. „Weil ich Bürgermeisterin mit Leib und Seele bin“, sagte Dr. Kathrin Wrobel. „Weil Bomlitz mein Ort ist – ich stehe weiter zur Verfügung“, betonte Michael Lebid.