
Erstens: wie dämlich. Ich hatte die NDR-Reportage "7 Tage…im Bundestag" gar nicht gesehen. Jetzt bin ich aufmerksam geworden und guck‘ mir den Film auf Youtube an.
Und zweitens: Die Angst muss groß sein, wenn man Grundsätzliches missachtet, bei dem Mama schon sagte: "So etwas tut man nicht." Wie wichtig muss man sich nehmen, wenn gerade ‚mal der Intendant (!) hoch genug für den eigenen Missmut ist und Einfluss auf das Verhalten eines Senders genommen wird?
Das passiert, obwohl der CDU-Kandidat den Wahlkreis nicht gewinnen muss. Sein Listenplatz gilt als sicher. Wenn er jetzt schon schrill und vorbei an Grundsätzen und Gepflogenheiten wild um sich schlägt – was macht er im Bundestag, wenn es ‚mal nicht um ihn, sondern um echte Probleme und nicht so einen Pippifax geht?
Torsten Kleiber, Leserbrief vom 12.09.2013
Walsroder Zeitung vom 11.09.2013:
Wahlkampf im Heidekreis mit überregionalem Echo. Nach Vorstoß von Grindel: NDR nimmt Beitrag über Klingbeil aus Mediathek.
Eigentlich ist der Wahlkreis 35 nur einer von rund 300 Bundestagswahlkreisen in Deutschland. Die Wahlkämpfer vor Ort sind fleißig. Die Parteien auch. Kleben Plakate, verteilen Handzettel, sorgen durch persönliches Erscheinen dafür, dass die eigenen Parteiveranstaltungen auch gut besucht sind. Doch im Wahlkreis 35 ist seit kurzem etwas anders. Die Entscheidung um den Direktsieg des Wahlkreises rückt in den Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung zwischen Reinhard Grindel (CDU) und Lars Klingbeil (SPD). Da kommt mediale Einmischung von außen schlecht an. Der NDR hat darum die am 1. September um 15 Uhr in der Reihe „7 Tage“ gesendete Reportage über die Arbeit des Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil aus der Mediathek genommen. Reinhard Grindel hatte in einem Schreiben an NDR-Intendant Lutz Marmor moniert, dass so kurz vor dem Wahltermin nur dem SPD-Kandidaten, nicht aber ihm Senderaum eingeräumt worden sei.
Die Überschrift ist eindeutig: „NDR löscht nach Protest von CDU-Politiker Dokumentation über SPD-Politiker“, heißt es im Internet bei stefan-niggemeier.de/blog. Eine Woche lang hatten die Autoren den SPD-Abgeordneten Lars Klingbeil bei der Arbeit in Berlin begleitet und daraus eine halbstündige Reportage unter dem Titel „Grundrauschen“ gemacht. Er und seine Mitarbeiter hätten eine Woche lang dem Fernsehteam alle Tüen geöffnet. „Ich bin eine Woche verkabelt rumgelaufen.“ Ihm sei es darum gegangen, den Zuschauern zu zeigen, wie die Arbeit während einer Sitzungswoche des Bundestages aussieht. „Daran müsste doch eigentlich auch Herr Grindel Interesse haben.“
Für seinen politischen Kontrahenten Reinhard Grindel von der CDU war die Ausstrahlung des Beitrags nur drei Wochen vor dem Wahltermin ein Unding. Er wandte sich schriftlich an den NDR-Intendanten Lutz Marmor, den er aus seiner früheren Tätigkeit als Fernsehjournalist kennt. In dem Brief habe er deutlich gemacht, dass es nicht in Ordnung sein könne, so kurz vor der Wahl nur einem Kandidaten einer Partei eine halbe Stunde Sendeplatz zu geben.
Auf die Frage, ob er befürchte, dass ihm seine Einflussnahme negativ ausgelegt werden könne, antwortete Grindel mit einem klaren Nein. „Wenn dieser Beitrag mitten in der Wahlperiode gelaufen wäre, hätte ich nichts gesagt. Aber so kurz vor den Wahlen muss man ja wohl von einem öffentlich-rechtlichen Sender wie dem NDR politische Ausgewogenheit erwarten können“, sieht sich der CDU-Abgeordnete im Recht.
Walsroder Zeitung vom 11.09.2013:
CDU-Vorsitzender als "Ordnungshüter". Hermann Norden entfernt "sicherheitshalber" SPD-Wahlplakat.
Auch wer aus Prinzip nicht zur facebook-Gemeinde zählt, kann nicht abstreiten, dass über diese Quellen manchmal Nachrichten verbreitet werden, die mit dem Begriff "unglaublich" nur unzureichend beschrieben sind. Die Verfasser einer solchen Meldung haben jetzt aufgedeckt, dass der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Hermann Norden, ein Wahlplakat der SPD entfernt hat. (…)