
Walsroder Zeitung vom 02.04.2012:
„Das ist hervorragendes Trinkwasser“. Entkalkung des Bomlitzer Wassers würde den Wasserpreis spürbar erhöhen.
Für manche nimmt das Thema Wasserqualität in der Gemeinde Bomlitz schon die Dimension einer Glaubensfrage an. Fakt ist: Nach der Umstellung des Trinkwasserbezuges vor fünf Jahren aus der so genannten Rotenburger Rinne ist das Wasser objektiv härter geworden als vorher – und es hat einen erhöhen Hydrogencarbonatwert. Nun ist dieser erhöhte Kalkanteil zwar nicht schädlich, aber er führt bei Erhitzung des Wassers zu stärkeren Kalkablagerungen in Maschinen und Geräten. Bei einer öffentlichen Sitzung erklärte der Geschäftsführer der Stadtwerke Böhmetal: „Wir sprechen hier über hervorragendes Trinkwasser. Maßnahmen unsererseits wird es nicht geben, da das Wasser in vollem Umfang der Trinkwasserverordnung entspricht.“ Im Umkehrschluss: Wenn das Bomlitzer Wasser entkalkt werden soll, werden Investitionen fällig, die der Bomlitzer Endverbraucher zu übernehmen hätte – und zwar 90 Cent pro Kubikmeter Trinkwasser zusätzlich.
Das Thema gärt schon lange. Unterschriften wurden gesammelt, Leserbriefe geschrieben, und auch die Verbandsversammlung des Wasserversorgungsverbandes hat sich schon mit dem Kalkproblem im Bomlitzer Wasser befasst. Jetzt steht fest: Wenn etwas geändert werden soll, dann ist das eine Entscheidung der Bomlitzer Kommunalpolitik – mit der Folge, dass die Kosten in Höhe von rund einer Million Euro (plus jährlicher Unterhaltungskosten) auf den Trinkwasserpreis umgelegt wird. Der Bauausschussvorsitzende Andreas Glück (SPD) hat dazu eine ganz persönliche Meinung: „Die Kosten für ein Membran-Filtrationsverfahren, um die Hälfte des Hydrogencarbonats zu entmineralisieren, sind zu hoch, als dass wir sie auf die Verbraucher umlegen könnten. Zumal es sich dann immer noch um Wasser des Härtegrades 2 handeln würde.“
Auch für Bürgermeister Michael Lebid gibt es keine naheliegende Lösung. „Es gibt keinen Knall, und dann kann man alles ändern. Wenn, dann geht das nur sehr langfristig.“ Die zentrale Entkalkung scheidet für ihn aus Kostengründen genauso aus wie der Wechsel des Versorgers. „Man müsste zehn bis 15 Kilometer lange Leitungen bauen, um Wasser aus Oerbke oder Walsrode nach Bomlitz zu holen. Das kostet viel zu viel Geld“, so Lebid, der damit ganz auf der Linie von Martin Hack ist. Allerdings könnte der einzelne Verbraucher sich bei Fachunternehmen erkundigen, ob er sich kleine chemische Entkalkungsanlagen einbauen lässt.
„Zum Thema individuelle Enthärtungsanlagen werden wir keine Empfehlung abgeben“, so Hack, „weil es sich damit um Eingriffe in die Wasserqualität handelt.“ Großabnehmer Dow Wolff hat sich übrigens auch schon zu dem Thema geäußert: Das Unternehmen würde keine Erhöhung der Trinkwasserpreise akzeptieren, sondern das als vermeidbare Erhöhung der Produktionskosten betrachten.
Martin Hack versteht unterdessen die Diskussion nicht. „Wir liefern hervorragendes Trinkwasser, das übrigens auch 70.000 Menschen im Landkreis Rotenburg und die Ortschaft Dorfmark beziehen.“